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Produktion

Schuften in der Weltmarktfabrik

Computer werden rund um den Globus produziert. Markenunternehmen wie Hewlett Packard, Dell, Fujitsu und andere haben ihre Produktion weitgehend an so genannte Kontraktfertiger wie z. B. Foxconn, Flex und Inventec ausgelagert. Diese wiederum beziehen die einzelnen Bauteile von einer Vielzahl von Sublieferanten.

Globaler Unterbietungswettlauf:
Die Markenunternehmen führen einen harten Kampf um Marktanteile, der vor allem über den Preis ausgetragen wird. Um billiger produzieren zu können, wurde die Produktion ausgelagert und an sogenannte Niedriglohnstandorte verlagert, zunächst nach Mexiko und Mittel- und Osteuropa, dann infolge der IT-Krise 2001 verstärkt nach Südostasien und vor allem nach China. Standorte rund um den Globus stehen in Konkurrenz zueinander und unterbieten sich gegenseitig. Der Unterbietungswettlauf wird auf die Beschäftigten abgewälzt. 

Jung, flexibel, weiblich:
Weltweit ist der Anteil von Frauen und von Migrant*innen unter den IT-Beschäftigten sehr hoch. Aufgrund ihres unsicheren Aufenthaltsstatus sind Migrant*innen besonders leicht auszubeuten. Einen guten Einblick in die Situation von Migrant*innen in der IT-Industrie bietet nach wie vor unser Film Blue Elephants (Malaysia, 2010).

Gewerkschaftsfreie Zonen:
Immer wieder versuchen Unternehmen, die Gründung von Gewerkschaften im Betrieb zu verhindern. In den Entwicklungsländern ist die Exportproduktion zumeist in sogenannten Sonderwirtschaftszonen angesiedelt, in denen die Unternehmen oft steuerfrei und zu speziellen (unternehmensfreundlichen) Bedingungen produzieren. Wirtschafts-, Steuer- und Arbeitsrechte gelten in diesen Zonen nur bedingt. In China sind in den Sonderwirtschaftszonen zwar Gewerkschaften erlaubt, allerdings gibt es in China bekanntlich keine unabhängigen Gewerkschaften. Die chinesische Staatsgewerkschaft, der Allchinesische Gewerkschaftsbund, nimmt selten die Rolle einer echten Interessensvertretung wahr.

Prekäre Arbeitsbedingungen: 
Weltweit zeichnet sich die Computerindustrie durch befristete Arbeitsverhältnisse und einen hohen Anteil von Leiharbeit aus. Hohe Überstunden bis zu 80 Wochenstunden sowie Entlassungen bei Auftragsflaute sind die Regel. Teilweise deckt der staatlich vorgeschriebene Mindestlohn nicht die Lebenshaltungskosten (oder die Lebenshaltungskosten vor Ort in den Städten) und dennoch zahlen manche Unternehmen noch nicht mal den Mindestlohn.

Gesundheitsgefährdung: Der Einsatz toxischer Stoffe wie z. B. Schwefelsäure stellt eine massive Gefährdung der Arbeiter*innen dar. Oftmals fehlt es an Arbeitsschutzmitteln sowie einer Schulung im Umgang mit den Stoffen. Hautprobleme, Atemwegsbeschwerden, Ausbleiben der Monatsregel, Fehlgeburten und Krebserkrankungen sind die Folgen fehlenden Arbeitsschutzes in der Computerindustrie.

Perspektiven:

  • Unterstützung von Arbeitsrechtsorganisationen vor Ort
  • Aufbau von öffentlichem Druck auf Markenunternehmen mit dem Ziel, dass sie die Einhaltung der ILO-Kernarbeitsnormen sowie fundamentale Arbeitsrechte in der Zulieferkette garantieren
  • Einkauf von PCs durch öffentliche Einrichtungen nach sozialen und ökologischen Kriterien

 

Zum Weiterlesen:

Human rights risks in the ICT supply chain (Make ICT Fair, 2021). Download PDF

Good Electronics Network: aktuelle Publikationen der Netzwerksorganisationen hier

Electronics Watch: aktuelle Monitoring-Berichte hier und Kurzdossiers hier

Business & Human Rights Ressource Center: aktuelle Berichte zu Elektronik-Unternehmen (Sektor-Filter ”Elektronische Geräte”) auf www.business-humanrights.org/de/unternehmen

Aus dem WEED-Archiv (und leider weiterhin aktuell):

Die globalisierte Informations- und Kommunikationsbranche (WEED, 2015). Download PDF

Die Serversklaven: Rechtsverletzungen und Zwangspraktika in der Lieferkette von IT-Hardware europäischer Universitäten (Danwatch, WEED u. a., 2015). Download PDF

Zeit für einen Wandel: IKT-Arbeitsbedingungen in Asien und die Rolle der öffentlichen Beschaffung (Danwatch, Sacom, WEED, 2014). Download PDF

Migration in a Digital Age (WEED, 2011). Download PDF

Under Pressure (WEED, 2010). Download PDF

The Dark Side of Cyberspace. Studie über die Arbeitsbedingungen bei Zulieferunternehmen von Fujitsu Siemens Computers, Dell und Lenovo (SACOM und WEED, 2008). Download PDF

High-Tech Sweatshops in China. Arbeitsrechte im internationalen Standortwettbewerb (WEED, 2007). Download PDF