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Öffentliche IT-Vergabe

Das Vergaberecht eröffnet Beschaffungsverantwortlichen in Europa die Möglichkeit, bei ihren Ausschreibungen für IKT-Produkte (Informations- und Kommunikationstechnologie) eine sozial verantwortliche und möglichst umweltverträgliche Produktion einzufordern. Die aktuelle EU-Richtlinie 2014/24/EU, die 2016 auch in Deutschland umgesetzt wurde, bestätigt dies ausdrücklich.

Dies ist bei IKT-Produkten dringend notwendig. Denn die Herstellung ist in hohem Maße von ausbeuterischen Arbeitsbedingungen und Menschenrechtsverletzungen geprägt. Sämtliche IKT-Unternehmen haben sich für eine größtmögliche Auslagerung der Produktion in Niedriglohnländer entschieden, in denen die Rechte der ArbeiterInnen missachtet werden. Hierzu gehören hohe Jobunsicherheit, niedrige Löhne unterhalb des Existenzminimums, exzessive Arbeitszeiten, Diskriminierung von WanderarbeiterInnen, mangelhafte Arbeitsschutzmaßnahmen und ein höchst gewerkschaftsfeindliches Verhalten vieler Unternehmen.

Doch wie fordert man soziale Produktionsbedingungen ein, wenn es noch kein IKT-Produkt gibt, das diese Kriterien vollständig erfüllt? Viele Vergabestellen machen vor, dass dies durchaus möglich ist. Mit der  Monitoring-Organisation Electronics Watch  ist eine unabhängige und glaubwürdige Überprüfung möglich. Auch mit Zertifikaten kann der Nachweis sozialer und ökologischer Kriterien erfolgen. Darüber hinaus stellen wir an dieser Stelle mehrere Praxisbeispiele mit verschiedenen Ansätzen und hilfreiche Leitfäden vor.business-meeting_shutterstock_Kzenon_137911247

Entgegen einer weitverbreiteten Auffassung steht der IKT-Sektor bei der Verbesserung ökologischer und sozialer Bedingungen nicht am Anfang. Die vermehrte Nachfrage nach Produkten, die möglichst umweltgerecht und unter sozial verantwortlichen Arbeitsbedingungen hergestellt wurden, führt Schritt für Schritt zu wichtigen Veränderungen in der Branche.

Als Großauftraggeber kann der öffentliche Einkauf hier einen entscheidenden Beitrag leisten. Die jährlichen Ausgaben der öffentlichen Hand für IKT liegen allein in Deutschland im zweistelligen Milliardenbereich. Hinzu kommt, dass IKT-Produkte häufig über langfristige Rahmenverträge beschafft werden, was den Ausschreibungen besondere Einflussmöglichkeiten verleiht.